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Philosophie

Jede Reitschule gestaltet den Unterricht etwas anders, je nachdem, worauf der Fokus liegt bzw. welches Ziel seitens des Lehrers verfolgt wird. Allen gemein ist (sofern es sich um tatsächlich um eine Reitschule handelt), dass ein Anfänger über mehrere Jahre zu einem "guten" Reiter ausgebildet werden soll. Über die Definition, was ein guter Reiter ist, gehen die Meinungen in der Reiterwelt jedoch weit auseinander! Ergo wird auch der Unterricht sehr unterschiedlich aufgebaut und je nach Zielsetzung der Reitschule werden verschiedene Lehrinhalte mehr oder weniger vermittelt. 

Unser Ziel ist es Menschen zu lehren, die Verbundenheit und Freude an der, gemeinsam mit dem Pferd, verbrachten Zeit in den Fokus zu stellen. Leichtigkeit statt Leistung, Kohärenz statt Autorität, Kommunikation statt Dominanz.  

Grundsätzliche Ausbildungsstufen des Reiters:

1. Vertrauen bzw. Angstfreiheit: Damit ist in der Regel nicht die Angst vor Pferden gemeint, sondern die verschiedenen Ängste, die das Reiten und den Umgang mit dem Pferd erschweren: Z. B. Angst vor Kontrollverlust, vor Geschwindigkeit oder vor einem Sturz. All diese Ängste behuhen auf ein und derselben Urangst: Die Angst vor körperlicher Versehrtheit (Schmerzen). Ängste blockieren und machen die nächsten Stufen der reiterlichen Ausbildung praktisch unmöglich. Die Lösung ist Vertrauen! Wer gelernt hat, dem Pferd, sich selbst und dem Reitlehrer zu vertrauen, hat die erste "Hürde" erfolgreich gemeistert. Der einfachste Weg Vertrauen zu einem Pferd aufzubauen, ist es zu verstehen! Zu lernen wie es denkt und fühlt, wie es seine Gefühle ausdrückt und wie man mit ihm kommuniziert. Wir lehren Pferde mit Höflichkeit, Respekt und Achtung zu behandeln. Reiter, die der Ansicht sind, dass Dominanz, Durchsetzungwille und der Gebrauch von Machtmittel zum Reiten gehören, sind bei uns definitiv an der falschen Adresse.   

   

2. Losgelassenheit (emotional und körperlich): Losgelassenheit könnte man auch körperlich als "Lockerheit" und emotional als "Losgelöstheit" beschreiben. Es bezeichnet den idealen Zustand eines Reiters, dessen Körper sich nur mit dem erforderlichen Minimum an Körperspannung mit dem Pferdekörper verbindet. Das Gegenteil wäre Festhalten, sei es in den Beinen (klemmen der Ober- oder Unterschenkel), im Rücken oder in den Händen. Die emotionale Losgelassenheit beschreibt den Zustand des Nichtdenkens, des Nichtbewertens, in dem der Geist zur Ruhe kommt und das Fühlen in den Vordergrund gerückt ist. Das ist für einen beginnenden Reiter zunächst schwer umzusetzten, durch eine vertrauensvolle Basis (siehe Punkt 1) und steter Wiederholung (Gewöhnung) kann man sich jedoch bald auf dem Pferd "zu Hause" fühlen und diesen wunderbaren Zustand geniessen! 

 

3. Gleichgewicht (Balance) und Rhytmus (Takt): Das Gleichgewicht auf einem Pferd zu halten erscheint auf den ersten Blick einfach, da es ja nicht umfällt wie ein Fahrrad. Weit gefehlt! Der Reiter muß lernen mit seinem Körper stets im Lot und in Balance mittig über dem Pferdekörper zu bleiben, während das Becken, im Sattel sitzend, jeder Bewegung des Pferderückens passiv folgt (aussitzt) oder mit lockerer, praktisch gewichtsloser Verbindung zum Sattel "schwebt" (leichter Sitz). Immer in Einheit mit dem Rhytmus (dem Takt) der Bewegung des Pferdes! Der Schritt als Viertakt und langsamste Gangart des Pferdes bereitet dabei die wenigsten Schwierigkeiten und wird immer ausgesessen. In Trab und Galopp sollten Balance und Rhytmusgefühl vom Reiter im leichten Sitz perfekt beherrscht werden, bevor an das Aussitzen gedacht wird. Unkontrolliertes "plumpsen" oder "schieben" und die damit verbundene Peinigung des Pferderückens müssen unter allen Umständen verhindert werden. 

4. Bewegungsgefühl: Das Bewegungsgefühl umfasst sowohl das Gefühl für die Bewegung des Pferdes als auch das Gefühl für die eigene, reiterliche Bewegung. Theoretisch wären für die ersten drei Ausbildungsstufen keine aktiven Bewegungen seitens des Reiters notwendig, da zum Erhalt der Balance, sowohl ausgesessen als auch im leichten Sitz, nur eine reaktive Muskulatur notwendig ist. Aktive Bewegungen des Reiters, beispielsweise durch eine Verlagerung des Unterschenkels dürfen keinen Einfluß auf die passiven Bewegungen (Balance halten, bewegliches Becken) und die Losgelassenheit (körperlich und emotional) haben. Um dies umzusetzten ist es notwendig, dass der Reiter die selektive Steuerung einzelner Körperteile unter Beibehaltung der in den Ausbildungsstufen 1 -3 erlernten Grundsätze und im Einklang mit der Pferdebewegung erlernt.     

5. Hilfengebung: In der Reiterwelt kennt man Gewichts-, Schenkel-, Zügel- und Stimmhilfen. Grundsätzlich sollten alle Hilfen auch als solche angewendet werden - als Hilfen! Das heißt, sie sollen dem Pferd helfen den Reiter zu verstehen. Sie dienen als Kommunikationsmittel zwischen Reiter und Pferd. Die Art und Weise, wie der Reiter die Hilfen gibt, entscheidet damit über die Art der Kommunikation. Die Intension einer Hilfe, beispielsweise eines Schenkeldrucks, kann je nach Zielsetzung, begrenzend, weichend, beschleunigend, biegend, haltend oder versammelnd sein. Der beginnende Reiter muss lernen, dies zu differenzieren um das Pferd nicht zu verwirren.  

Ein so ausgebildeter Reiter ist eine Freude für jedes Pferd (unabhängig der Reitweise) und damit ist unser Ziel bei der reiterlichen Ausbildung auch schon erklärt - wir wollen, dass Pferde unter ihrem Reiter GLÜCKLICH sein können!

 

Anm.: Wir distanzieren uns hier nochmals ausdrücklich von den leider oft üblichen Methoden der (sportlichen) Westernreiterei, sowohl was das Training der Pferde, als auch die Art des Unterrichts angeht. Unsere Pferde laufen weder "mit der Nase im Sand" noch werden sie sie mittels Rollkur und Sporeneinsatz "zwangsgymnastiziert" und Reitschüler lernen hier keinesfalls die  Methodik um Pferde auf diese Art und Weise zu reiten oder zu behandeln.    

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